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Gemeinsam statt einsam

Alt sein ist nicht einfach in der Republik Moldau – ohne Heizung, Wasser und Sanitäranlagen in oft desolaten Häusern leben viele alte Menschen, vor allem am Land, weitgehend alleine. Mit der Generation der ausgewanderten Kinder sind auch die dörflichen sozialen Strukturen weggebrochen. Viele trauern der Sicherheit durch den Staat aus früheren Zeiten nach. Claudia jedoch nimmt ihr Leben in die Hand – und hilft auch noch anderen.

Von MMagª Katharina Auer am | Aus den Projekten , Inklusion & Menschenrechte
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MMagª Katharina Auer
Telefon: +43/1/4026754-3003 katharina.auer@brot-fuer-die-welt.at
mehr zur Person

Als Köchin hat Claudia sich schon immer gerne um das Wohlergehen anderer gekümmert. Auch mit 82 Jahren ist das Kochen noch ihre Leidenschaft – an dem Tag, an dem das mobile Team der Hilfsorganisation Neoumanist zu ihr nach Hause kommt, hat sie schon einen leckeren Apfelkuchen gebacken. Claudia ist seit 11 Jahren Witwe und lebt ohne Kinder aber mit fünf Katzen und zwei Hunden in einem kleinen Haus im Bezirk Straseni in der Republik Moldau.

Obwohl sie klein und fragil wirkt, ist die Frau voller Energie – sie zeigt den BesucherInnen stolz die Nüsse, die sie in ihrem Garten gesammelt hat und zum Verkauf trocknet. Diese bessern ihre magere Pension von 65 Euro pro Monat auf. Auch in Moldau reicht das nicht zum Decken der Grundbedürfnisse. Claudia ist eine von 40 alten Menschen im Bezirk, die einmal pro Woche vom mobilen Heimhilfeteam der Brot für die Welt Partnerorganisation Neoumanist besucht werden. Veronica, Andrej und Ion vom Heimhilfeteam bringen ein Lebensmittelpacket, sie heizen ein, helfen beim Putzen und messen Claudias Blutdruck. Außerdem hören sie zu und bringen etwas Leben ins Haus.

Gesellschaft hat sich Claudia auch selbst organisiert – angeregt durch das Nachbarschaftsprogramm von Neoumanist, kümmert sich Claudia um Nicolae, der mit seinen 82 Jahren an hohen Blutdruck und Herzproblemen leidet. Nicolae darf sogar bei ihr wohnen, sie kocht für ihn und hilft ihm seinen Garten in Stande zu halten. Auch er wird vom Heimhilfeteam betreut. Es brauchte für sie Einiges an Überwindung, jemanden in ihr Haus zu lassen und beide mussten lernen, Unterstützung anzunehmen. Jetzt sagen sie, sind sie weniger einsam.

Neoumanist hilft, wo es geht – so haben im Sommer letzten Jahres Freiwillige der Organisation Claudias Haus etwas repariert und sie hat eine dringende Augen OP finanziert bekommen. Heuer bekommt sie durch die Winterhilfe von Brot für die Welt Kohle zum Heizen, was beiden Alten durch den bitter kalten Winter hilft. Ihre Situation scheint weniger aussichtslos, sagt Claudia. Sie sei dankbar, dass sie diese Unterstützung erhalte, die ihr eigentlich der Staat zur Verfügung stellen sollte.

Als das Heimhilfeteam seine Sachen packt, nehmen sie auch Claudia mit in die Stadt, wo sie am Markt die schönen Nüsse für rund 2 Euro pro Kilo verkaufen will. Am Weg erzählt sie, dass sie auf Finanzierung für eine weitere Augen OP hofft, weil ihre Sicht wieder nachlässt.