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Kenia: Wassermangel bekämpfen

Viele Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Kenia haben keinen gesicherten Zugang zu Wasser. Im Interview berichtet Catherine Mwangi, Direktorin unserer Partnerorganisation Anglican Development Service, über die Ursachen und Folgen des Wassermangels und darüber, wie dagegen vorgegangen wird.

 


In vielen Regionen Kenias haben die Menschen keinen oder nur einen sehr erschwerten Zugang zu sauberem Trinkwasser. Manche Familien müssen mit zwanzig Litern am Tag auskommen. Was bedeutet das für die Menschen?
Diese Menschen schlafen durstig ein und wachen durstig wieder auf. Das ist sehr traurig und eine enorme psychische Belastung. Sie leben in ständiger Sorge, nicht genug Wasser zu haben. Viele müssen verunreinigtes Wasser trinken. Das führt zu Magenproblemen und Durchfall, die Menschen erkranken an der Amöbenruhr oder sogar an der Cholera, was besonders für Kinder und Alte lebensgefährlich sein kann. Schmutziges Wasser verursacht zudem Hautkrankheiten und schlechte Zähne. Weil sie zu wenig Wasser trinken, fühlen die Menschen sich schwach, haben Kopfschmerzen, können sich nicht konzentrieren. Die Kinder haben Probleme in der Schule. Auch fehlt Wasser für die Zubereitung gesunder Mahlzeiten.

Für das wenige und häufig verunreinigte Wasser müssen viele auch noch etliche Kilometer zu Fuß zurücklegen. Was heißt das für ihren Alltag?
Der Mangel verhindert Entwicklung. Wasser zu organisieren nimmt einen Großteil des Tages in Anspruch, kostet Energie und Geld. Alles das verhindert, dass die Menschen sich um anderes kümmern, um ihre Landwirtschaft, Jobs, den Haushalt und die Kinder. Besonders davon betroffen sind Frauen, die traditionell für das Wasserholen zuständig sind. Frauen stehen morgens um drei Uhr auf, laufen viele Stunden zur Wasserstelle und mit 30-Liter-Kanistern auf dem Rücken wieder zurück. Dabei sind sie vielen Gefahren ausgesetzt. Unsere Frauen sind sehr stark. Weil sie sich aber täglich um das Wasser kümmern müssen, können sie ihre Energie und Produktivität nicht für anderes einsetzen.

Wie helfen Sie den Betroffenen?
Wir haben in den Bergen gelegene Quellen mit Absetzgruben und Tanks ausgestattet, von denen aus das saubere Wasser durch Leitungen in die Dörfer fließt. Oder wir nutzen die Oberflächen von großen Felsen, um Regen aufzufangen, der in großen Tanks gespeichert wird. So hat sich die Situation vieler Menschen in unserem Projektgebiet sehr verbessert. Die aktuelle Dürrekatastrophe verschärft die Probleme allerdings wieder. Selbst in der Hauptstadt Nairobi wurde das Wasser rationiert.

Ist die Dürre eine Folge des Klimawandels?

Die Jahreszeiten sind durcheinandergeraten. In weiten Teilen Kenias bleibt immer häufiger der Regen aus, kommt zu spät oder fällt zu spärlich. Eigentlich regnet es zwei Mal im Jahr über mehrere Wochen. In der letzten Regenzeit regnete es aber nur wenige Tage. Das ist besonders für Kleinbauernfamilien eine Katastrophe. Die meisten von ihnen sind vom Regen abhängig. Ohne Regen vertrocknen ihre Mais- und Bohnenfelder, und ihr Vieh verendet. In vielen Regionen des Landes ist der Grundwasserspiegel sehr stark gesunken. Brunnen, Feuchtgebiete und Stauseen trocknen aus. Flüsse führen kein Wasser mehr. Haushalte aber, die durch unsere von Brot für die Welt unterstützte Arbeit an eine zuverlässige Bewässerung angeschlossen werden konnten, sind weniger anfällig.

Bewässern sie ihre Maisfelder?
Nein. Dafür reichen die Ressourcen in der Regel nicht aus. Die Familien haben aber dank der zuverlässigen Bewässerung Küchengärten anlegen können, in denen eine große Vielfalt an Getreide, Obst und Gemüse wächst. Die Erträge bringen sie gut durch die Krise. Wer Bananen, Spinat, Kohl, Sorghum oder Papayas hinter seinem Haus hat, ist nicht von Hunger bedroht. Die Kleinbauern verdienen mit ihren Überschüssen zudem Geld, davon können sie sich andere Lebensmittel kaufen.

Wie schützen Sie die Ressource Wasser?

Wir fördern den effizienten Umgang mit Wasser: Sets für die Tröpfchenbewässerung, Folien für das Anlegen von künstlichen Teichen oder alte Plastikflaschen, die umgedreht in den Boden gesteckt werden– es gibt enorme Einsparpotentiale. Wichtig ist es auch, das Bewusstsein zu schärfen. Viele Menschen wissen einfach nicht, dass sie morgens und abends bewässern müssen – und nicht in der Mittagshitze. Oder dass sie mit ihrem Waschwasser die Obstbäume bewässern können. Um die Wasserquellen zu schützen, pflanzen die Mitglieder der Wassergruppen außerdem Bäume und lokale Gräser. Das bringt Schatten und schützt vor Erosion. In Baumschulen ziehen sie Setzlinge, mit denen die Kleinbauern und –bäuerinnen ihre Höfe bepflanzen. Nicht zuletzt überzeugen wir die Dorfältesten, dass sie darauf achten, die Wasserstellen vor der Verunreinigung durch Viehherden oder der rücksichtslosen Ausbeutung durch Wasserhändler zu schützen.

Quelle: Projektinformation „Auf Fels gebaut“ zu Kenia. Brot für die Welt Deutschland, Mai 2017. Gekürzte Version